Nachrichtenagentur AP, 01.11.2002 AP-146 4 pl 333 APD1180 DEU/BB/Irak/Kongress USA geben angeblich Falschinformationen zu Irak Utl: Experten fordern schnelle Rückkehr der Inspektoren - Zweitägiger Kongress in Berlin = Berlin (AP) Die USA und Großbritannien geben nach Ansicht von Irak-Experten bewusst Falschinformationen, um einen möglichen Krieg gegen das Regime von Staatschef Saddam Hussein zu legitimieren. Die so genannten Beweise dafür, dass Bagdad Massenvernichtungswaffen produziere, seien nicht stichhaltig und zweifelsfrei, sagte der Ex-Koordinator des humanitären Hilfsprogramms für Irak, Hans von Sponneck, am Freitag in Berlin. In der Hauptstadt findet bis (zum morgigen) Samstag ein zweitägiger internationaler Irak-Kongress statt. Das Bild einer immanenten Bedrohung durch Irak sei eine Fehldarstellung, betonte von Sponneck. Dadurch werde es der Öffentlichkeit schwer gemacht, sich ein objektives Bild über die Situation zu machen. Er habe erst im Juli die Gelegenheit gehabt, zwei Anlagen zu besichtigen, die von westlichen Geheimdiensten der Produktion biologischer Stoffe bezichtigt worden seien. Bei der Besichtigung habe sich eindeutig gezeigt, dass beide Anlagen noch immer zerstört seien. Von Sponneck warf der US-Regierung Psychokriegsführung vor. Um einen Militärschlag zu verhindern, sollten unverzüglich wieder UN-Waffeninspekteure ins Land gelassen werden. Der ehemalige Chef einer UN-Waffeninspekteureinheit, Scott Ritter, bestätigte, es gebe bis heute keinen eindeutigen Beweis dafür, dass Irak den Bau biologischer, chemischer und nuklearer Waffen wieder aufgenommen habe. "Das sind alles unbewiesene Hypothesen, die umso gefährlicher sind, als sie von Washington als angeblich bewiesene Wahrheiten verbreitet werden." Die UN-Waffeninspektoren hätten bis 1996 zwischen 90 und 95 Prozent der irakischen Programme für Massenvernichtungswaffen zerstört, sagte der US-Amerikaner. Allein für das Atomwaffenprogramm müsste Bagdad Milliarden-Dollarbeträge investieren, um auf den Stand von 1991 zurückzukehren. Das würde entdeckt werden. "Krieg sollte das letzte Mittel sein", sagte Ritter. Zuvor müsse es Beweise geben. "Wir können doch nicht einen Krieg beginnen, weil wir glauben, dass Irak etwas getan haben könnte." Er warf dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush vor, einziges Ziel sei die Eliminierung Saddam Husseins. Ritter betonte, die Arbeit der Waffeninspektoren vor Ort sei nötig und könne dazu führen, einen neuen Konflikt zu vermeiden. Sanktionen gegen Irak bezeichnete Ritter als uneffektiv, weil sie die Bevölkerung träfen. http://www.irak-kongress-2002.de/programm.htm Ende AP/hm/ru/ 011441 nov 02