Berlin online, 02.11.2002 WAFFENINSPEKTIONEN "Bagdad stellt kein Kriegsrisiko dar" Maxim Leo Es ist bedauerlich, dass politisch Verantwortliche meistens erst dann deutlich werden, wenn sie nicht mehr verantwortlich sind. Scott Ritter, ehemaliger Chef der UN-Waffeninspektoren im Irak, und Hans von Sponeck, früherer UN-Koordinator für humanitäre Hilfe im Irak, wurden am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin sehr deutlich. Beide sprachen sich vehement gegen einen Militärschlag gegen den Irak aus. "Alles spricht für eine politische und nichts für eine militärische Lösung", sagte von Sponeck. Und Scott Ritter rief die Deutschen auf, sich "gegen Bush und seine Kriegspläne zu wehren". Ritter betonte, dass vom Irak keine Gefahr für die internationale Gemeinschaft ausgehe, wie die amerikanische Regierung behauptet. "Der Irak stellt kein Kriegsrisiko dar, weil er gar nicht über das Bedrohungspotenzial verfügt", sagte Ritter. Er erklärte, dass nie biologische Waffen im Irak gefunden wurden. Auch Kernwaffen könnten von Saddam Husseins Regime wenn überhaupt nur in kleinen Mengen produziert werden. "Ich bin auch besorgt, dass es dort Waffen gibt. Deshalb müssen die Waffeninspektoren auch umgehend ihr Arbeit wieder aufnehmen. Aber es gibt keinen Grund, Angst vor einem irakischen Angriff zu haben", sagte Scott Ritter. Ähnlich äußerte sich Hans von Sponeck, der zudem beklagte, dass die USA in ihrer Einschätzung der Gefährlichkeit von bestimmten Ländern unterschiedliche Standards ansetze. "Der Irak erlaubt Inspektionen und es gibt keine Beweise für die Produktion von Atomwaffen. Nordkorea hat zugegeben, Atomwaffen zu entwickeln und lässt keine Inspektoren rein. Wer ist denn nun gefährlicher und warum wollen die USA nicht Nordkorea angreifen", fragte von Sponeck. Der ehemalige Koordinator für humanitäre Hilfe warf den USA vor, systematisch ein Bild vom Irak zu schaffen, das mit der Wirklichkeit nichts zu tun habe. So würde in Washington behauptet, dass El-Kaida-Kämpfer im Irak frei operieren. Richtig sei, dass sich lediglich etwa ein Dutzend El-Kaida-Kämpfer im kurdischen Teil Iraks aufhalten. "Dies zu einem institutionellen Beziehungsgeflecht zu stilisieren ist eine Manipulation", sagte von Sponeck. Er dementierte auch US-Politiker, die behaupten, Saddam Hussein enthalte seinem Volk Hilfsgüter vor: "Ich kann Ihnen sagen, dass es nie ein besseres Verteilungssystem von Hilfsgütern gegeben hat als im Irak. Die Sachen kommen da an, wo sie ankommen sollen."