Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2002 Kritik an amerikanischen Informationen zum Irak Experten fordern sofortige Inspektion Berlin, 1. Nov. (ap) Die USA und Grossbritannien geben nach Ansicht von Irak-Experten bewusst Falschinformationen, um einen möglichen Krieg gegen das Regime von Staatschef Saddam Hussein zu legitimieren. Die sogenannten Beweise dafür, dass Bagdad Massenvernichtungswaffen produziere, seien nicht stichhaltig und zweifelsfrei, sagte der Ex-Koordinator des humanitären Hilfsprogramms für den Irak, Hans von Sponneck, am Freitag in Berlin. In Berlin findet bis zum Samstag ein zweitägiger internationaler Irak-Kongress statt. Das Bild einer immanenten Bedrohung durch den Irak sei eine einseitige Darstellung, betonte von Sponneck. Er habe erst im Juli die Gelegenheit gehabt, zwei Anlagen zu besichtigen, die von westlichen Geheimdiensten der Produktion biologischer Stoffe bezichtigt worden seien. Bei der Besichtigung habe sich eindeutig gezeigt, dass beide Anlagen noch immer zerstört seien. Der ehemalige Chef einer Uno-Inspektorengruppe, der Amerikaner Scott Ritter, bestätigte, es gebe bis heute keinen eindeutigen Beweis dafür, dass der Irak den Bau biologischer, chemischer und nuklearer Waffen wieder aufgenommen habe. Das seien alles unbewiesene Hypothesen. Die Uno-Waffeninspektoren hätten bis 1996 zwischen 90 und 95 Prozent der irakischen Programme für Massenvernichtungswaffen zerstört, sagte Ritter.