sueddeutsche.de, 02.11.2002 Irak-Kongress Zivile Lösung gefordert Namhafte Experten haben auf einem Kongress in Berlin die USA vor einem Krieg gegen Irak gewarnt. Von Simone Mir Haschemi Für eine zivile Lösung des Irak-Konfliktes setzten sich Teilnehmer des zweitägigen Kongresses „Irak – Alternativen zu Embargo und Krieg“ in Berlin ein. Der ehemalige Koordinator für das Irak-Hilfsprogramm der Vereinten Nationen und Mitorganisator der Veranstaltung, Hans von Sponeck, sagte, das Bild einer immanenten Bedrohung durch Irak sei eine Fehldarstellung. Dadurch werde es der Öffentlichkeit schwer gemacht, sich ein objektives Bild über die Situation im Irak zu verschaffen. Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Scott Ritter sagte, es gebe bis heute keinen eindeutigen Beweis dafür, dass der Irak den Bau biologischer, chemischer oder nuklearer Waffen wieder aufgenommen habe. Das seien „unbewiesene Hypothesen, die umso gefährlicher sind, als sie von Washington als angeblich bewiesene Wahrheiten verbreitet werden“. Organisiert wurde der Kongress von der Initiative gegen das Irak-Embargo Deutschland. Zu den Unterstützern des Kongresses zählen die Deutsch-Irakische Gesellschaft, die Deutsch-Arabische Gesellschaft und diverse Friedensorganisationen. Heftige Kritik von irakischen Oppositionellen Auf der Tagesordnung standen die Fragen eines erneuten Krieges und einer möglichen Beteiligung europäischer Staaten sowie eine Bilanz der bisherigen Irakpolitik und die Diskussion möglicher Alternativen. Irakische Oppositionsgruppen im europäischen Exil hatten den Kongress im Vorfeld scharf kritisiert. Von den Organisatoren des Kongresses werde Saddam Hussein als legitimer Vertreter des irakischen Volkes anerkannt und der Irak-Konflikt auf die Frage des Embargos und des drohenden Krieges reduziert. Es werde kein kritisches Wort zur „menschenverachtenden Diktatur“ im Irak gefunden. Zudem fänden irakische Propagandisten auf dem Kongress Gehör. Annette Schiffmann, Mitorganisatorin des Kongresses, äußerte Unverständnis über die vorgebrachte Kritik: „Alle Seiten sollten auf dem Kongress zur Sprache kommen. Das halte ich für nur legitim. Die Vertreter der irakischen Opposition sind unserer Einladung leider nicht gefolgt.“